Bruttoinlandprodukt
Erklärung
Das Bruttoinlandprodukt (abgekürzt: BIP) ist ein Mass in der Volkswirtschaftslehre.
Es misst:
- den Wert in Geld
- aller Güter und aller Dienstleistungen
- die in einem Jahr
- in einem Land
- hergestellt
- und verkauft wurden.
In manchen Lehrmitteln wird das BIP auch mit folgendem Satz formuliert: Es ist die Summe aller Marktwerte der produzierten Güter und Dienstleistungen in einem Land in einem Jahr. Dies bedeutet dasselbe wie obige Erklärung, nur etwas vereinfacht und verkürzt.
Oft wird das BIP als Mass für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes verwendet. Das bedeutet, wie viele Güter und Dienstleistungen sind die Menschen in einem Land fähig herzustellen. Dies hängt davon ab, wie gut sie ausgebildet sind, welche Maschinen und Werkzeuge ihnen zur Verfügung stehen und oft hängt es auch von der Menge der natürlichen Ressourcen ab, die zur Verfügung stehen (Erdöl, Metalle, Zugang zum Meer etc.).
ACHTUNG!: Diese Güter und Dienstleistungen müssen legal sein, und man muss sie gegen Geld eingetauscht haben, damit sie in das BIP einfliessen. Folgendes Beispiel zeigt die Folgen auf:
In der Schweiz ist Prostitution legal, weshalb die Wertschöpfung dieser Branche in das BIP der Schweiz einfliesst. In Frankreich ist sie illegal, weshalb die Wertschöpfung, auch wenn sie existiert, nicht in das französische BIP einfliesst.
Berechnung des gesamten BIP's
Es gibt drei Ansätze wie das gesamte BIP berechnet werden kann. Dabei werden zwei Ansätze gezeigt: Der Verwendungsansatz und der Produktionsansatz.
Beim Verwendungsansatz wird geschaut, wofür Geld ausgegeben wird. Dabei werden folgende Kategoerien gebildet: Staatsausgaben (G), Ausgaben für den Privatkonsum (C), Ausgaben für Investitionen (I) sowie der Nettoexport (Exporte - Importe; NX).
Diese werden zusammengezählt und die Formel lautet:
Beim Produktionsatz wird die Nettowertschöpfung aller Unternehmen zusammengezählt. Dabei nimmt man den Wert der verkauften Waren aller Unternehmen und zählt davon die Vorleistungen weg (ACHTUNG!: Löhne gelten nicht als Vorleistungen!). Die Formel lautet dann folgendermassen:
Nominelles BIP und reales BIP
Es wird zwischen dem nominellen BIP und dem realen BIP unterschieden, weil die Geldwertstörungen den Wert verzerren. Wie oben bereits beschrieben, wird das BIP in Geld gemessen. Das bedeutet, wenn sich die Preise ändern, ändern sich die Werte der produzierten und der verkauften Waren, und somit ändert sich auch das BIP. Was uns bei einer Änderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit interessiert ist nicht der geänderte Wert in Preisen, sondern, ob die Leute in einem Land tatsächlich mehr oder weniger Produkte und Dienstleistungen herstellen. Deshalb ist das nominelle BIP meistens grösser als das reale BIP, da meistens eine Inflation herrscht, und die tatsächliche Produktion (also das reale BIP) nicht so schnell wächst. Deshalb wird beim BIP-Wachstum immer zuerst die Veränderung des nominellen BIP in Prozent ausgerechnet, und davon wird dann die Inflation abgezogen (bzw. die Deflation dazugezählt). ACHTUNG!: Es ist zu unterscheiden zwischen dem nominellen BIP und dem Wachstum des nominellen BIP's. Das nominelle BIP ist eine Zahl in CHF, das Wachstum des nominellen BIP's ist eine Zahl in Prozent. Das reale BIP ist eine Zahl in CHF, das Wachstum des realen BIP's ist eine Zahl in Prozent!
Das Wachstum des nominellen BIP's wird mit folgender Formel berechnet:
Und dann das Wachstum des realen BIP's mit folgender Formel:
BIP pro Kopf
Das BIP pro Kopf (es wird auch als BIP pro Einwohner bezeichnet; abgekürzt BIP/Kopf) zeigt auf, wie viel ein Einwohner eines Landes im Durchschnitt eine wirtschaftliche Leistung erbracht hat. ACHTUNG!: Mit dem Wort Durchschnitt ist nicht ein "typischer" Einwohner gemeint, sondern es handelt sich um einen mathematischen Durchschnitt. Dabei wird das BIP eines Jahres genommen, und durch die Anzahl der Einwohner geteilt. Dabei werden alle Einwohner genommen, egal ob jung oder alt, arbeitslos oder nicht, und auch die Ausländer zählen mit dazu. Dadurch dass es einen mathematischen Durchschnitt darstellt, kann nicht auf einen Einzelfall geschlossen werden. Einige Einwohner haben mehr geleistet (und somit mehr verdient), einige haben weniger geleistet (und somit weniger verdient).
Das BIP/Kopf wird verwendet für:
- Den Vergleich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes über die Jahre hinweg, da sich die Bevölkerungszahl ändert und somit das gesamte BIP.
- Den Vergleich zwischen Ländern, da verschiedene Länder unterschiedliche Bevölkerungszahlen und somit ein unterschiedliches, gesamtes BIP haben.
Probleme, Denkfehler und Merkhilfen
- Dinge, die das BIP NICHT misst! Viele Dinge kann das BIP nicht messen: z. B. wie viel mit ehrenamtlicher Arbeit erwirtschaftet wird (da kein Lohn bezahlt wird) oder wie glücklich und zufrieden die Menschen sind. Das BIP kann auch den Bildungsstand einer Bevölkerung nicht messen, oder wie gesund die Menschen sind.